Neue Veröffentlichung: Unemployed + Sick = More Deserving? A Survey Experiment on How the Medicalization of Unemployment Affects Public Opinion

The literature on the social legitimacy of welfare benefits has shown that sick persons are perceived more deserving than unemployed individuals. However, these studies examine sick and unemployed persons as distinct groups, while unemployment and sickness are in fact strongly related. Policymakers across Europe have been increasingly concerned with discouraging a medicalization of unemployment and activating sick unemployed persons. Therefore, it is crucial to understand welfare attitudes toward this group. Using a factorial survey fielded with a representative sample of German-speaking adults (N=2,621), we investigate how sickness affects attitudes toward a hypothetical unemployed person on three dimensions: benefit levels, conditions, and sanctions. Respondents allocated similar benefit levels to unemployed persons regardless of whether they have an illness. Yet, they were more hesitant to apply existing conditions (e.g., active job search, job training) or sanction benefits when the unemployed person was also sick. This is except for conditions that tie benefits to obligatory health services (back training or psychological counseling) which was supported by the majority of respondents. Our research shows that the German public is not more generous and only partially more lenient toward sick unemployed persons as there is strong support for conditions targeted at overcoming ill health for this group. The findings underscore that sickness matters for how unemployed persons are perceived, but the impact varies across different dimensions of welfare attitudes.

Linden, P.; Reibling, N.(2022): Unemployed + Sick = More Deserving? A Survey Experiment on How the Medicalization of Unemployment Affects Public Opinion. In: Front. Sociol. 7

Neue Veröffentlichung: Constructions of Unemployed Individuals in German Parliamentary Debates on Active Labour Market Policy Reforms: A Comparative Analysis of 2003 and 2016

Active labour market policy (ALMP) reforms have fundamentally changed welfare states over the last decades. Their objectives are quite diverse: workfare reforms have increased conditionality and sanctioning of benefits, while enabling reforms have extended education and training opportunities for the unemployed. Little is known about the political discourse on ALMP reforms. We investigate how the individual unemployed person is portrayed in ALMP reforms via a comparative coding analysis of parliamentary debates on labour market reforms that took place in Germany in 2003 (workfare) and in 2016 (enabling). Our results indicate that compared to enabling reforms the individual unemployed is less important in the framing of workfare reforms but more often blamed. Party characteristics matter: parties on the left more often point to the deservingness of the unemployed. However, when the social democratic party in government introduced a workfare reform they used blaming of unemployed persons as a framing strategy.

Ariaans, M; Reibling, N (2022): Constructions of Unemployed Individuals in German Parliamentary Debates on Active Labour Market Policy Reforms: A Comparative Analysis of 2003 and 2016. In: Social Policy and Society, S. 1–18

Neue Veröffentlichung: Wie viel Geld ist angemessen? Eine Vignettenstudie zur Akzeptanz von Sanktionen im SGB II

Seit den Reformen des SGB II 2004/05 gelten Sanktionen in der Grundsicherung als zentrale Säule im aktivierenden Sozialstaat. Sozialpolitisch wird dabei häufig diskutiert, ob Sanktionen generell zulässig sind bzw. dazu führen dürfen, dass Betroffene (temporär) unterhalb des soziokulturellen Existenzminimums leben. Zudem stufte das Bundesverfassungsgericht 2019 Kürzungen über 30 % der Grundsicherungsleistung als verfassungswidrig ein und mahnte einen Reformprozess an. Eine breite öffentliche Akzeptanz der veränderten Sanktionspraxis könnte erreicht werden, wenn empirische Evidenz zur Wahrnehmung solcher Sanktionen den Reformprozess begleitet. Der Beitrag untersucht mittels einer Vignettenanalyse, welche Sanktionen in der Bevölkerung akzeptiert werden, wenn hypothetische Sozialleistungsbeziehende ihre Mitwirkungspflicht verletzen. Eine Mehrheit der repräsentativen deutschen Stichprobe (N = 2621) befürwortet eine als Sanktion verhängte Leistungskürzung bis 30 % der Grundsicherungsleistung. Eine geringe Motivation zur Arbeitssuche, Terminversäumnisse mit den Fachberaterinnen und ein ausländischer Name erhöhen für sich genommen, aber vor allem in Kombination miteinander, die Akzeptanz von Sanktionen signifikant. Das Alter der hypothetischen Sozialleistungsbezieherinnen spielt dagegen nur eine marginale Rolle.

Philipp Linden (2021): Wie viel Geld ist angemessen? Eine Vignettenstudie zur Akzeptanz von Sanktionen im SGB II. In: WSI 74 (6), S. 454–462.

Neue Veröffentlichung: Die Rolle von Gesundheit und Krankheit im deutschen Armutsdiskurs – Eine Inhaltsanalyse der Armuts- und Reichtumsberichte

Mareike Ariaans und Nadine Reibling gehen in ihrem Artikel in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Sozialreform der Frage nach, welche Rolle Gesundheit innerhalb der politischen Armutsdebatte in Deutschland einnimmt. Hierzu betrachten sie die seit 2001 veröffentlichten Armuts- und Reichtumsberichte der deutschen Bundesregierung vor dem Hintergrund der Medikalisierungstheorie. Mittels qualitativer und quantitativer Inhaltsanalyse wird untersucht, wie Gesundheit und Krankheit in den Berichten dargestellt werden. In der Auswertung wird sichtbar, dass Armut hauptsächlich als Ursache von Krankheit beschrieben wird. Die formulierten Interventionsmöglichkeiten konzentrieren sich dennoch vorrangig auf die Verbesserung des Gesundheitssystems und nicht auf Maßnahmen zur Armutsbekämpfung. Erst in den beiden letzten Berichten wird zunehmend die Verhältnisprävention betont. Gleichzeitig zeigt sich in diesen eine Verschiebung weg von individueller Verantwortlichkeit hinzu einer stärkeren Diskussion von strukturellen Ursachen.

Ariaans, Mareike; Reibling, Nadine (2021): Die Rolle von Gesundheit und Krankheit im deutschen Armutsdiskurs. In: Zeitschrift für Sozialreform 67 (2), S. 123–152.

Kranke Arbeitslose – Gleiche Leistungen, aber weniger Sanktionen – Ergebnisse der Forschungsgruppe im FIS-Briefing

Das diesjährige FIS-Forum musste wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Dennoch konnten aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Projekt im diesjährigen FIS-Briefing 2020 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) veröffentlicht werden. Die MEPYSO-Publikation finden Sie hier, alle anderen Beiträge hier.

Neue Veröffentlichung: Medicalization and psychologization of poverty? An analysis of the scientific poverty discourse from 1956 to 2017

Stephan Krayter und Nadine Reibling haben im Journal of Poverty and Social Justice ein systematisches Review zu wissenschaftlichen Publikationen rund um das Thema Armut veröffentlicht. Die Autoren stellen in dem Artikel die Frage ob vermehrt medizinische und psychologische Disziplinen zum Thema Armut publizieren und ökonomische und rechtliche Disziplinen in ihrer Definitionsmacht ablösen. Die Ergebnisse zeigen, dass dies tatsächlich der Fall ist. Medizin und Psychologie gehören in den jüngeren Jahrzehnten zu den am stärksten wachsenden wissenschaftlichen Diziplinen, die sich mit dem Thema Armut auseinandersetzen. Das zeigt eine Veränderung in der Sichtweise mit der Armut begegnet wird.

Krayter, S., & Reibling, N. (2020). Medicalisation and psychologisation of poverty? An analysis of the scientific poverty discourse from 1956 to 2017. Journal of Poverty and Social Justice.

Die MEPYSO-Nachwuchsgruppe geht in die Verlängerung.

Das Fördernetzwerk Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung (FIS) finanziert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat die 2. Förderphase der Nachwuchsgruppe bewilligt. Das Team freut sich auf spannende Sozialpolitikforschung bis zum 31. Juli 2022. Fokus in unserer zweiten Projektphase ist unsere Projektmonographie und die Ableitung von Politik – und Praxisempfehlungen.

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